Die sommerlichen Temperaturen und strahlender Sonnenschein dämpfen meine Spiellust zurzeit in erheblichem Maße. Darum möchte ich diesmal auch nur kurz eine neue Marktstudie kommentieren. Das amerikanische Unternehmen Superdata Rearch Inc. veröffentlichte vor einigen Tagen eine Studie zu den weltweiten Umsätzen und Marktanteilen von Abo-basierenden MMO-Spielen.

Mit Zahlen ist das immer so eine Sache. Falls nicht grade von neuen Rekorden zu berichten ist, werden Kunden- bzw. Umsatzzahlen von den meisten MMO-Betreibern lieber unter Verschluss gehalten. Bei dem herrschenden hohen Konkurrenzdruck möchte sich da niemand eine Blöße geben. Insbesondere da die Bekanntgabe sinkender Kundenzahlen eine enorme negative Sogwirkung erzielen kann. Schnell kann da der Eindruck eines sterbenden Spiels entstehen, so das potentielle Neueinsteiger abgeschreckt werden und vielleicht noch unschlüssige Spieler dann doch endgültig aussteigen. Schlechte Zahlen sorgen auch immer für Aufregung und Unruhe in der betroffenen Game-Community, die dann oft viele Dinge in Frage stellt. Nicht jeder Anbieter kann oder möchte sich damit auseinandersetzen.

Deshalb ist diese neue Studie auch etwas mit Vorsicht zu genießen. Als Quellen für die ermittelten Zahlen dienen angeblich Angaben von Entwicklern, Betreibern und der Bezahldienste. Genauere Aussagen macht man dazu leider nicht. Außerdem ist zu beachten dass die Studie nur das Jahr 2013 berücksichtigt und nur MMOs mit Abo-Modell betrachtet wurden. Auch wurden die Marktdaten nur global erfasst. Eine regionale Trennung erfolgte leider nicht, Aber grade der asiatische Markt unterscheidet sich doch recht deutlich vom westlichen. Das führt dann auch zu einigen überraschenden Platzierungen in der folgenden Tabelle.

Quelle: US digital games market update: June 2014

Platz 1 dürfte wohl niemanden überraschen. 😉
World of Warcraft ist seit Jahren unangefochtener Platzhirsch und dürfte diese Position auch noch sehr lange Zeit behalten. Ich bin allerdings etwas erstaunt darüber , das der Marktanteil von WoW bei „nur noch“ 36% liegen soll. Persönlich schätzte ich eher so um die 45%. Da sich der ausgewiesene Wert aber auf 2013 bezog rechne ich für 2014, dank der kommenden Erweiterung Warlords of Draenor, wieder mit einem Anstieg auf zumindest 40%.

Das sich die Studie auf weltweite Daten beruft dürfte insbesondere NCsoft sehr zugute gekommen sein. Gleich vier ihrer MMOs landen so unter den Top 10. Schaut man sich die Spiele (Lineage 1, Aion, Blade and Soul, Lineage 2) aber einmal genauer an, stellt man fest das es sich dabei mehr oder weniger um Asia-Grinder handelt. Diese sind zwar auf dem asiatischen Markt äußerst populär, spielen aber in den westlichen Ländern wohl eher eine untergeordnete Rolle. Hier zieht also rein die Masse der asiatischen Spieler die Zahlen für NCsoft nach oben. Mal schauen wie sich NCsoft dann im Jahr 2014 mit seinem Produkt Wildstar schlägt.

Tera Online auf Platz 3 habe ich absolut nicht erwartet. Interessant dabei ist dass das Spiel in Korea, Japan, Nordamerika und Europa zwar als Abo-Spiel erschien, aber aufgrund dramatisch einbrechender Spielerzahlen bereits Ende 2012 in Japan und Anfang 2013 in Europa auf ein F2P-Model umgestellt wurde. Nur in Japan und Nordamerika scheint die Abo-Variante noch zu laufen. Wie dann aus diesem wilden Mix von Zahlen ein Platz 3 im Jahr 2013 entsteht erschließt sich mir nicht so ganz.

Platz 4 für Star Wars: The Old Republic freut mich. Ich halte das Spiel immer noch für ein vorzügliches MMO. Viele hatten ja bereits das Ende des Games in prophetischer weise lautstark verkündet oder es zumindest als Flop tituliert. Die reinen Zahlen strafen sie da wohl lügen. Mit den neuen Erweiterungen (Thema Housing) dürfte auch in diesem Jahr die Kasse klingeln. Das ist auch gut so, denn eines ist klar. Falls der Gewinn nicht Electronic Arts Erwartungen entspricht, ist es bis zur Liquidierung eines ihrer Produkte kein weiter Weg.

Wer hätte das gedacht. Mit Herr der Ringe Online tummelt sich noch ein weiterer echter MMO-Veteran und Klassiker in den Top Ten. Auch hier spielt wohl die über Jahre gewachsene Community mit treuen Fans eine entscheidende Rolle. Die Mitarbeiter von Turbine Inc. wissen natürlich auch welches MMO dafür sorgt das sie ihre Rechnungen bezahlen können. Also halten sie ihre Spieler mit regelmäßigen Updates und Erweiterungen bei Laune. Auch dieses Jahr wird wieder eine große Spielerweiterung die Fans beglücken.

EVE Online ist der große Unbekannte für mich, da ich nie Berührungspunkte mit diesem MMO hatte. Aber allem Anschein nach macht CCP Games wohl schon seit Jahren einen guten Job und wird dadurch mit einer treuen zahlenden Anhängerschaft belohnt.

Nun weiß ich auch endlich was die finanziell stark angeschlagene Firma Trion Worlds über Wasser hält. Obwohl mittlerweile auch schon in die Jahre gekommen scheint Rift ja immer noch für planbare Einnahmen zu sorgen. Ohne dieses Zugpferd wäre Trion Worlds wohl schon lange am Ende. End of Nations wurde eingestellt, Defiance und Trove laufen wohl auch eher dürftig. Ihre Spieleplattform Glyph braucht auch keiner so wirklich. Letzte Hoffnungen liegen wohl bei der Vermarktung von ArcheAge. Da bleibt aber abzuwarten wie Trion mit diesem Open-World-PvP-MMO klarkommt. Wenn dieses Projekt in die Hose geht dürften auch die Einnahmen von RIFT nicht mehr reichen um die Firma zu retten.

Fazit:

Es war interessant überhaupt mal wieder eine Marktstudie zu Gesicht zu bekommen. Allerdings bleibt die Herkunft der zu grundeliegenden Zahlen mehr als undurchsichtig und die Berechnungen nicht immer ganz schlüssig. Aber das scheint ja in dieser Branche üblich zu sein.

Mich würde viel mehr eine Übersicht aller MMOs mit den jeweils zurzeit aktiv spielenden Kundenzahlen interessieren. Aber ich denke nicht das dafür irgendjemand jemals an die nötigen und nachweislich echten Zahlen kommen wird. Dafür ist die Angst vor der Konkurrenz und dem Verlustrisiko in dieser Branche einfach zu hoch.

Ich schließe somit heute mit den Worten:

Statistiken sind wie Bikinis, sie enthüllen eine ganze Menge, verbergen aber das Wichtigste.

Von Mungan

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